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BuLe Heki Bad Dürkheim

(Hamburg, den 17. Dezember 2016) Bad Dürkheim, 19. / 20 November. Unter der Leitung von Connie Brandl-Hoff und Fritz Eicher trafen sich 31 Kyujin sich zum zweiten Bundeslehrgang „Heki Technik“ in BadDürkheim. Die Schwerpunkte der Veranstaltung bildeten die Vorträge der beiden Lehrer,sowie das praktische Umsetzen der Inhalte während intensiver Schießeinheiten mit Einzelkorrektur. Fritz eröffnete das Seminar mit einem Heki Taihai. Nach vier Pfeilen zum Einschießen arbeiteten die Teilnehmer in Kleingruppen mit der Möglichkeit zur Einzelkorrektur durch die beiden Lehrer. Im anschließenden Theorieteil erörterte Connie die sechs Grundregeln für das Treffen auf Basis der Schriften von Urakami Sensei (Kyudo Oyobi Kyudoshi) sowie einem Vortrag von Sekine Sensei vom Heki-Sommerseminar 2016 in Düsseldorf. Dabei wies Connie im besonderen auf die Bedeutung hin, sich immer wieder mit diesen Texten auseinander zu setzen. Allerdings sollte man dies nicht nur alleine tun, sondern auch andere Möglichkeiten nutzen, die Sichtweise auf diese Texte zu erweitern, woraus sich in der Folge neue Einsichten und ein tieferes Verständnis ergäben.

In seinem Theorieteil ging Fritz auf die Bedeutung von Hineri und Fuseru mit Bezug auf die Paragraphen 3 (Hokubuse No Kane) und 9 Tsume No Koto ein. Als die Vorteile von Hineri und Fuseru wurde u.a. genannt, dass durch diese Bewegungen das Zielen optimiert wird, da der Bogen eine höhere Stabilität erreicht, aber auch, dass mit Hineri und Fuseru eine Vergrößerung des Nobiai mit der Folge einer erhöhten Energie in das System Bogen, Sehne Pfeil stattfindet. Nicht zuletzt erklärte Fritz, wie Hineri den Weg der Sehne verändert, wodurch Verletzungen beim Vorschnellen der Sehne zum Beispiel am Ohr oder linkem Unterarm vermieden werden können. Für die Ausführung von Fuseru und Hineri kann nicht überbetont werden, dass diese beiden Bewegungen immer im Gleichgewicht sein müssen, da ein einseitiges Übergewicht zu typischen Fehlschüssen führt. Bezüglich des Krafteinsatzes gilt, diesen kontinuierlich ab Yugamae über Sanbunnoni zu steigern und bis zu einem Maximum ins Zanshin zu führen.

Einen Schwerpunkt des zweiten Seminartages bildete die Arbeit in der Kleingruppe mit dem Thema „Beobachtungsübung für Hitote“, wozu ein Schütze von drei Beobachtern mit den Perspektiven „Körperseite vorne“, „Körperseite rechte Schulter“ und „Körperrückseite“ „umstellt“ wurde. Dazu erhielten die Teilnehmer ein Papier zu den einzelnen Perspektiven, auf dem die Beobachtungen fest gehalten werden sollten. In der abschließenden Feedbackrunde betonten einige Teilnehmer die Schwierigkeit, das Gesehene beim Hitote so schnell in Worte fassen zu können. Dazu fehle in aller Regel die Gelegenheit dies zu üben. Insgesamt herrschte die Überzeugung vor, dass Inhalt, Struktur und Durchführung des Lehrgangs sehr gut geeignet waren, die eigene Einsichten zu vertiefen und die Optimierung der persönlichen Schießtechnik zu fördern. Hinweise auf ein noch effizienteres Nutzen der zur Verfügung stehenden Zeit nahmen Connie und Fritz gerne auf.
Ein Dankeschön gebührt den Helfern vom Bad Dürkheimer Dojo, ganz besonders aber Birgit Eichers Team, das wieder einmal für das leibliche Wohl der Teilnehmer auf Drei-Sterne-Niveau gesorgt hatte. (Text: Rolf Gückel, Fotos: Brandl-Hoff, Rolf Gückel)

BuLe Heki Technik Berlin

(Hamburg, den 17.Dezember 2016) Am 8./9.10.2016 lud der Kyudo Dojo Berlin e.V. unter der Leitung von Boris Proppe zum Bundeslehrgang mit dem Thema Heki-Technik in die Hauptstadt ein. Aufgrund von Hallenproblemen konnten leider nur etwas mehr als 20 Teilnehmer aus der ganzen Republik den Ausführungen von Feliks F. Hoff, Kyoshi, 6. Dan, zu Besonderheiten der Technik der Heki Ryu folgen.

Lehrer war Feliks Hoff, der nach einem Yawatashi zunächst allen Teilnehmern nach einem Hitote Gyosha eine Korrektur zukommen ließ und darüber hinaus auf der Basis des von ihm beobachteten Schießens noch ausführlicher Details zu Technik und Taihai darbot.

In der Tradition der früheren Herbstseminare griff Feliks die Themen der Sommerlehrgänge (Hineri und Fuseru, Regeln für das Treffen nach S. Urakami) sowie die Rückmeldungen der japanischen Lehrer auf, und erläuterte noch einmal ausführlicher die Kriterien für das Bestehen einer Prüfung nach den Richtlinien der ANKF.

Das Theorieangebot am Samstag drehte die übliche Betrachtungsweise des Schussverlaufes um, indem der Schuss nach dem Motto "Vom Zanshin her denken" durchgearbeitet wurde. Obwohl scheinbar inhaltlich das bereits Bekannte wiederholt wurde, ergab sich doch vermehrt die Einsicht, dass das Zanshin, aber davor natürlich auch der Abschuss, das Nobiai, das Hikiwake usw. jeweils Bedingungen und Qualitäten brauchen, um im nächsten Schritt erfolgreich sein zu können oder aber eben nicht.

Der Tag schloss mit weiteren Schüssen, bei denen man das Gehörte versuchte umzusetzen bzw. beim Lehrgangsleiter noch einmal eine Überprüfung des eigenen Schusses einzufordern.

Der Sonntag griff zunächst noch übrig gebliebene Fragestellungen auf und wurde im Wesentlichen damit gefüllt eine bestimmte Form der Beobachtungsübung in einer Vierergruppe zu praktizieren. Dazu gab es pro Teilnehmer  einen Beobachtungsbogen, der zwar einerseits die Hassetsu aber auch andere Bewegungsqualitäten wie Bewegungsbalance, Stabilität in den Körperachsen, Zeitpunkt des Hanare u.a. betonte und dadurch die Sicht auf Zusammenhänge schärfte. Obwohl der Lehrgang der Lizenzverlängerung von Trainern gewidmet war, die auch mehr als die Hälfte der Teilnehmerschaft ausmachten, konnten doch auch die unlizensierten Schützen aus dieser Übung Nutzen ziehen, wenngleich die Beobachtungsfähigkeit natürlich noch nicht immer ausreichend war.

Insgesamt kann man sagen, dass dies für alle ein intensives Fortbildungswochenende war, dass viele Aspekte und Methoden anbot, so dass die Rückmelderunde sich uneingeschränkt positiv zu Verlauf und Inhalt äußerte.

Interessant war, dass die Nicht-Trainer es gut fanden, nicht nur als Versuchsobjekte für die Trainer zu dienen, sondern alle Angebote uneingeschränkt mitmachen konnten.

Es ist immer wieder eine Freude in der Gruppe der Gleichgesinnten den Worten der erfahrenen Lehrer zu lauschen, die durch Ihr Engagement dafür Sorge tragen, dass dieser Sport noch lange in hoher Qualität in Deutschland ausgeübt werden kann.

Dafür einen herzlichen Dank.

(Text: Arndt Meier, C. Brandl-Hoff, Foto Walter Janik)

Bericht zu den europäischen IKYF-Seminaren in Amsterdam

(Erlangen, den 10. September 2016) Die europäischen Seminare der IKYF fanden dieses Jahr im niederländischen Amsterdam statt. Veranstaltungsort waren die Sporthallen Zuid, wo bereits 2013 die Kyudo Europameisterschaften statt gefunden hatte.

Zahlen – Daten – Fakten:

Drei Seminare, vier Sensei, vier Shajo, 22 Nationalitäten, 500 Teilnehmer

Die Lehrer:

Die IKYF hatte mit Ishikawa Takeo, Hanshi 9. Dan; Okazaki Hiroshi, Hanshi 8. Dan; Akiyama Terumi, Hanshi 8. Dan; Usami Yoshimitsu, Hanshi 8. Dan eine sehr hochrangige Delegation nach Amsterdam geschickt. Sachkundige Dolmetscher besorgten die Übersetzung der Vorträge und persönlichen Hinweise der Sensei.

Das A-Seminar

Inhaltlicher Schwerpunkt des A-Seminars war Kihon Taikei, das auch in der schriftlichen Prüfung zum 5. Dan abgefragt wurde. Auf die drei Kreuze, insbesondere im Zanshin, wurde besonderer Wert gelegt. Dies spiegelte sich dann auch in den individuellen Korrekturen wider.

Die Teilnehmer fanden in den Sensei ausgesprochen engagierte Lehrer. Am ersten Tag referierte Okazaki Sensei für alle Teilnehmer über die Schwierigkeiten beim Kyudo und die Bedeutung des Nobiai sowie die mentalen Anforderungen an den Schützen. Seine Ausführungen endeten mit den Worten (Übersetzung ins Englische von Sebastian Koga): „You are all so serious. Why don’t you experiment with a more playful heart? ... You have to make it more interesting. From this kind of attitude you will have new horizons open. If it isn’t fun, there isn’t really a purpose to do kyudo. If it is truly fun, then people are willing to overcome even difficult obstacles. “ (Ihr seid alle so ernst. Warum experimentiert Ihr nicht mit einem mehr spielerischen Herzen? … Ihr müsst es interessanter machen. Mit einer solchen Haltung eröffnen sich Euch neue Horizonte. Ohne Spaß/Freude hat es eigentlich keinen Zweck, Kyudo zu betreiben. Mit der rechten Freude an der Sache überwinden Menschen auch die schwierigsten Hindernisse” ((Übersetzung Rolf Gückel)) )

Um ein individuelles Arbeiten zu ermöglichen, fanden Unterteilungen in Kleingruppen statt. Beispielsweise erläuterte Usami Sensei die korrekte Körperhaltung, die Richtung der Kräfte, das Zielen und Tenouchi. Aber auch Taihai-Übungen kamen nicht zu kurz. Die Grundbewegungen inklusive Betreten und Verlassen des Dojo, Hada Nugi und Taski Sabaki wurden ausführlich erklärt und geübt.

Das C-Seminar

Beim C-Seminar konnten die japanischen Sensei auf die Unterstützung europäischer Shogo zurückgreifen. So gab es in jedem Shajo mit zirka 50 Teilnehmern einen Sensei und zwei europäische Assistenten. Trotzdem ließen sich Wartezeiten für die Schützen aufgrund der hohen Teilnehmerzahl nicht vermeiden.

Im Anschluss an jeden Seminartag bestand für die deutschen Teilnehmer die Möglichkeit, Fragen an Connie und Feliks zu richten. Dabei ging es beispielsweise um die Klärung möglicher Missverständnisse bei Korrekturen oder Informationen zu Etikette und Verhalten auf internationalem Parkett.

Die Prüfungen

Im Anschluss an das jeweilige Seminar bestand wieder die Möglichkeit zur Dan-Prüfung. Die Erfolgsquote unterstreicht einmal mehr die bekannte Tatsache, dass die Ansprüche mit zunehmender Dan-Graduierung extrem ansteigen. Shodan: 100 Prozent, Nidan: 91Prozent, Sandan: 40 Prozent, Yondan: 24 Prozent, Godan: 13 Prozent, Rokudan: 18 Prozent, Renshi: Null Prozent. Hervorzuheben ist auf jeden Fall, dass Beate Dorst-Lehmann (Frankfurt) es in die zweite Runde der Renshi-Prüfung schaffte. Allerdings reichte die Leistung im Mochi Mato nicht ganz aus, so dass dieses Jahr kein Renshi-Titel in Europa verliehen wurde.

Die Ausrichter

Die vielen Helfer des niederländischen Verbandes (Kyudo Renmei Nederland) sorgten für einen herzlichen Empfang und einen reibungslosen Ablauf der Seminare und Prüfungen. Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft. 

(Text und Bilder: Stefan Brendel)

IKYF Seminar Amsterdam: Mein erstes Mal

( Hamburg, den 10. September 2016) "Willkommen auf dem internationalen Kyudo-Parkett", rufen mir zwei meiner Hamburger Trainer entgegen, denen ich durch Zufall am Vorabend des diesjährigen IKYF-C-Seminars in Amsterdam begegne. Ich bin auf dem Weg zur Registrierung in der Sporthal Zuid, die gleich gegenüber vom Olympiastadion liegt. Ein wahrlich internationaler Rahmen, wie sich dann auch beim Blick auf die Teilnehmerliste zeigt, die mir bei der Registrierung ausgehändigt wird. 

Meine bisherigen Prüfungen hatte ich alle daheim im Hamburger Alster Dojo machen können. Nun will ich versuchen, die Prüfung für den 1. Dan zu bestehen. Die vertrauten Trainer-Gesichter sind da ein willkommener, weil beruhigender Einstieg. Als ich dann auch noch überaus freundlich von dem niederländischen Helfern eingewiesen werde und meine Startnummer entgegennehme, ist die leichte Aufregung schnell verflogen. Natürlich werfe ich auch einen ersten Blick auf die beiden Hallen mit insgesamt vier Shajos, in denen wir fast 200 Shodan- und Nidan-Kandidaten in den nächsten drei Seminartagen auf die Prüfung vorbereitet werden. Dass die Registrierung schon am Vorabend des Seminarbeginns möglich ist, empfinde ich als angenehme Möglichkeit, sich schon einmal mit den lokalen Begebenheiten vertraut zu machen. Sehr praktisch dabei: In einer weiteren Halle, die für das Makiwara-Schießen vorgesehen ist und in der auch zwei Verkaufsstände mit Kyudo-Zubehör aufgebaut sind, kann man schon mal seine Ausrüstung deponieren.

Als ich am nächsten Morgen fast eine Stunde vor dem Angrüßen an der Sporthalle ankomme und schon die Befürchtung habe, dass ich so früh allein auf weiter Flur stehe, staune ich nicht schlecht, dass schon Dutzende andere Kyudoka da sind, viele schon in Hakama-Montur. Ich scheine also nicht der einzige zu sein, der sich in Ruhe umziehen und bloß nicht zu spät zur Eröffnungszeremonie erscheinen will. Sehr beruhigend auch, dass die meisten anderen ebenfalls etwas angespannt zu sein scheinen. Ich empfinde es allerdings als eine durchaus angenehme, sehr positive Anspannung, eher sogar als Vorfreude: Nach der intensiven Trainingsarbeit in den Wochen zuvor soll es nun auch endlich losgehen! Als wir 200 Kyudoka dann zum Angrüßen wie eine große Einheit zusammenstehen, fühle ich mich in dieser Gruppe der Gleichgesinnten sehr wohl: Den Gesichtern um mich herum ist eine Mischung aus Aufregung und Neugier anzusehen. 

Nach der Eröffnungszeremonie erfolgt die Aufteilung in die vier Shajos und ich lerne meine Mitstreiter kenne, mit denen ich bei der Prüfung voraussichtlich ein Tachi bilden werde. Eine tolle Truppe, das merke ich gleich. Begeistert bin ich vor allem von der internationalen Mischung. Sie wird mit zu den eindringlichsten und schönsten Eindrücken der kommenden Tage: Spannende Menschen und Gespräche, zudem einige Einblicke, wie Kyudo anderswo gelebt wird. Interessant zum Beispiel, dass es das Kyu-System, wie es in Deutschland üblich ist, in einigen anderen Ländern überhaupt nicht gibt, und dass die Taihai-Erfahrung der einzelnen doch sehr unterschiedlich sind. Durch die sehr gute Vorbereitung im Vorfeld, sogar mit einem sehr intensiven Dan-Vorbereitungsseminar, fühle ich mich auf jeden Fall gut gewappnet für Seminar und Prüfung.

Unterrichtet wird jedes der vier Shajos von einem hochgraduierten japanischen Lehrer (mindestens 8. Dan Hanshi), die dabei unterstützt werden von je zwei europäischen Trainern. Übersetzt wird in der Regel ins Deutsche, Englische und Französische. Dass man nur einen japanischen Lehrer – den des eigenen Shajos – intensiver kennenlernt, ist etwas schade; eine Rotation bei einem nur dreitägigen Seminar scheint allerdings auch wenig sinnvoll zu sein. 

Die drei Seminartage sind ähnlich aufgebaut: Das Programm startet um 9 Uhr mit der Versammlung und endet um 17 Uhr mit dem Abgrüßen, unterbrochen von einer anderthalbstündigen Mittagspause (es gibt eine Lunchtüte mit zwei belegten Baguettes, Obst, Schokoriegel und Saft bzw. Milch). In meinem Shajo wird der Fokus besonders auf das Tahai gelegt und entsprechend intensiv eingeübt. Zwischendurch gibt es Programmpunkte für alle Semiarteilnehmer, etwa eine Theoriesitzung zu den fünf Grundprinzipien des Schießvorgangs (shahō shagi no kihon). 

Auf mehr als vier bis sechs Schüsse pro Tag kommt man nicht, was allerdings der Fokussierung auf diese wenige Schüsse durchaus dienlich ist. Als ich am ersten Abend noch zum angebotenen freien Training gehe, merke ich, dass ich dort weit weniger konzentriert schieße, weil mir offenbar die positive Anspannung des Seminarumfelds fehlt. An den Folgetagen verzichte ich deshalb auf diese zusätzlichen Trainingseinheiten. Sehr hilfreich – und beruhigend – finde ich jedoch, dass sich alle deutschen Teilnehmer am Ende eines Seminartages noch einmal versammeln und Fragen an Connie und Feliks Hoff, den unterstützenden deutschen Trainern, stellen können. Und vielleicht ein kleiner Tipp: Da man während des Seminars sehr viel Stehen oder Sitzen muss und die Luft einer Turnhalle ja auch nicht unbedingt die beste der Welt ist, bin ich sehr dankbar, nach den Seminartagen abends noch etwas spazieren zu gehen: Das lockert die Muskeln und pustet das Hirn schön durch, um die Tageserlebnisse noch einmal zu reflektieren. 

Und die Prüfung? Natürlich der Höhepunkt des Amsterdam-Trips. Ich erlebe sie als etwas sehr Würdiges, fast schon Feierliches. Eine sehr schöne Atmosphäre schon im Vorfeld: Viele raunen sich ein "Good luck!" entgegen oder umarmen sich noch einmal. Dann wird mein Tachi in die Halle gelassen und lässt sich erst einmal nieder im "Bus", den drei Reihen mit jeweils fünf Stühlen, in denen die Tachis nach und nach vorrücken, bis sie schließlich an der Reihe sind und zu ihrer Prüfung einmarschieren. 

Auf Bildern sehe ich hinterher, dass die meisten – wie ich auch – mit geschlossenen Augen voller Konzentration ihrem Auftritt entgegensehnen und noch einmal im Geiste die einzelnen Abläufe durchgehen. Die Prüfung selbst – das Eimarschieren, das Sitzen, das Schießen – erlebe ich dann so, als sei man Kopf auf angenehme Weise leer: Keinen störenden Gedanken, fast geschieht alles wie von Geisterhand gelenkt. Und doch nehme ich alles sehr bewusst wahr und speichere es gründlich in meinem Gehirn auf der Festplatte für besondere Erinnerungen ab. Ein sehr schönes Erlebnis!

Und was bleibt am Ende besonders in Erinnerung? Für mich persönlich zeigt das Seminar noch einmal ganz konzentriert, was mich an Kyudo fasziniert. Nicht nur die eleganten, auf den ersten Blick so leicht aussehenden, im Detail doch unglaublich komplexen Bewegungen. Sondern besonders auch die spannende Wechselwirkung zwischen Individuum und Gruppe. Bei der Prüfung etwa bewege ich mich wie in einem Kokon, ganz in mich selbst versunken und ganz allein für mein Können verantwortlich. Und doch bin ich ganz selbstverständlich (und sehr gerne) Teil einer Gruppe, meines Tachis, das ich bei der Prüfung sogar als Omae anführen darf. Genauso spannend bleibt für mich als Europäer, der stark zum Individualismus, zur Ungebundenheit und zur Infragestellung von Autoritäten erzogen wurde, sich in die klaren und starren Kyudo-Regeln einzubinden – mit der Gefahr, bei falschen Bewegungen schon einmal streng vom Lehrer zurechtgewiesen zu werden und somit im Erwachsenenalter in eine Schülerrolle zurückzukehren und diese ohne zu murren zu akzeptieren. Ein spannender Balanceakt, damit umzugehen. Was ich aber auf jeden Fall am Ende von drei Tagen Seminar und einem Tag Prüfung sagen kann: Das internationale Kyudo-Parkett, es gefällt mir sehr gut! (Text:Torsten Schöwing, Fotos: C. Brandl-Hoff)

Heki - Sommerseminare 1 + 2

Düsseldorf war der Austragungsort der beiden ersten deutschen Sommerseminare unserer Heki-Lehrer. Zum ersten, offenen Seminar waren nicht nur Herr Mori sondern auch Herr Kurosu und Herr Sekine angereist und leiteten erstmals zu dritt ein Seminar.
Nach der ersten Eingangsbeurteilung betreute jeder der Lehrer drei Mato, sod ass eine deutliche Intensität in der Begleitung und bei der Umsetzung der Korrekturvorgaben erzielt werden konnte.
Anwesende A/B-Trainer des DKyuB unterstützten organisatorisch und inhaltlich den Ablauf. Die Referate zu verschiedenen Themen sowie die Fragestunden boten ein reiches Angebot, dass neben der Schießpraxis wohl viele Teilnehmer ein Stück auf ihrem Kyudoweg vorwärts gebracht hat. Es wurden fast dreißig Fragen beantwortet aus den Bereichen Technik, Gerät, Übungsmethodik und Historie. 
In dem zweiten, internationalen Heki-Leader-Seminar bildeten gemäß der Ausschreibung überwiegend höher graduierte Kyujin den Teilnehmerkreis, der durch Schützen aus Finnland, Ungarn und Polen seine Internationalität erhielt.
In diesem Seminar unterrichtete Herr Kurosu überwiegend alleine, da die beiden anderen Lehrer ihren Verpflichtungen an anderen Lehrgangsorten wie Rottweil, Wien, sowie anschließend Warschau und Helsinki folgten. Er referierte u.a. über das Shahokun, die Bedeutung der verschiedenen Mato und Nobiai.
Lobenswert war nicht nur die gelungene Ausrichtung durch den Kyudo Verein Düsseldojo e.V., sondern auch die Arbeit der Übersetzer verdient ein besonderes Lob. Im Offenen Seminar teilten sich Thomas Baer und Stephan Köhn die Aufgaben, da es angesichts der drei Shajo und einer Makiwarazone reichlich zu tun gab. Im Leaderseminar war es in alt bewährter Weise Manfred Speidel, der für die Übertragung ins Deutsche Sorge trug.
Es bedarf noch einer genaueren Auswertung, ob der intensive Lehrer- und Übersetzereinsatz auch in den folgenden Jahren fortgeführt werden soll, das Feedback der Teilnehmer war ausschließlich positiv. (Text Feliks F. Hoff, Fotos Connie Brandl-Hoff)

Bundeslehrgang Frankfurt: Gewohnheiten durchbrechen

(Frankfurt den 23./24. April 2016) Zu einem Bundeslehrgang der etwas anderen Art luden Connie Brandl-Hoff und Shigeyasu Kameo nach Frankfurt ein. Das Thema "Eigene Gewohnheiten in Taihai und Technik des Kyudo durchbrechen" war für so viele Schützen interessant, dass trotz Erhöhung der Teilnehmerzahl auf 30 Personen nicht alle Interessenten aufgenommen werden konnten. Dem Thema wurde sich theoretisch und praktisch genähert. 
So hielt Shige einen Vortrag über limitierende Gewohnheiten, welche die eigene Entwicklung als Schütze behindern, und wie man diese durchbrechen kann. Shige: „Um limitierende Gewohnheiten zu durchbrechen, braucht es immer wieder von neuem Mut, Offenheit, Neugier und Lust auf Experimente. Jeder Pfeil soll so betrachtet werden, als wäre es der erste und der letzte.“
Um das Bewusstsein für die Stabilität und Arbeit des Körpers während der Hassetsu zu verbessern, schossen die Teilnehmer in einer praktischen Übung auf Weichbodenmatten stehend. Dabei wurde einmal mehr deutlich, welch grundlegende Voraussetzung eine stabile und balancierte Ausrichtung des Körpers für einen kontrollierten Schuss darstellt. Eine weitere Übung sah vor, Teile des Taihai mit geschlossenen Augen auszuführen. Schließlich wurde die Aufgabe gestellt, einen Schuss ohne Bogen und Pfeil, aber mit dem vollen Bewusstsein für die Körperspannung auszuführen. Die Arbeit in Kleingruppen sowie die Unterstützung der beiden Lehrer halfen dabei, limitierende Gewohnheiten und Muster aufzuspüren, um so Raum für Neubewertungen und Weiterentwicklung zu schaffen. In entspannter Atmosphäre setzten Connie und Shige immer wieder neue Schwerpunkte, wozu auch manche persönliche Korrektur gehörte. Einen schönen und würdigen Abschluss fand das Wochenende mit einem Hitotsu-Mato von Connie und Shige.
In der Abschlussrunde äußerten sich dieTeilnehmer durchweg positiv über dieses Lehrgangskonzept und freuten sich auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr.
Ein herzliches Dankeschön auch an die Helfer vom Frankfurter Dojo, die nicht nur für perfekte technische Rahmenbedingungen, sondern auch bestens für das leibliche Wohl der Teilnehmer sorgten. (Stefan Brendel, Rolf Gückel, Fotos: Stefan Brendel)

Trainer C Ausbildung: Triduum Kyudoorum

(Hamburg, Ostern 2016) Vom Rheinland bis aus Berlin fanden sich an Karfreitag zwölf Trainer-C-Anwärter der Ausbildungsgruppe Nord im Alster-Dojo ein, um hier während der drei heiligen Ostertage drei besondere Tage der Ausbildung im Kyudo zu erleben.
In diesem 5. Seminar des gegenwärtigen Ausbildungsganges sollten die Teilnehmer hauptsächlich Lehrübungen zu verschiedenen Aufgabenstellungen gemäß dem Ausbildungsplan durchführen. Durchgängige Aspekte dabei waren das Rollenverständnis von Trainer und Schüler und die Sicherheitsbestimmungen. Die Gesamtleitung der Veranstaltung hatte die Vize-Präsidentin Ausbildung Connie Brandl-Hoff.
Unsere Lehrer Feliks F. Hoff, Connie Brandl-Hoff, Sorin Jurma und Dagmar und Thomas Baer hatten ein anspruchsvolles Programm ausgearbeitet und leiteten uns abwechselnd in jeweils ebenso wechselnden 3er- und 4er-Gruppen an. Diese Arbeitsstruktur eröffnete eine höchst individuelle Lernatmosphäre in gleichsam intensivem Miteinander.
Durch die unermüdliche Bereitschaft der Ausbilder, sich mit ihrer reichen Fach- und Lehrkompetenz für unser Lernziel einzubringen, wurde unser gemeinschaftliches Erarbeiten der jeweiligen Übungseinheiten hervorragend begleitet. [.......] (Karin Körner)
Der vollständige Seminarbericht steht hier als
PDF-Download zur Verfügung.

Frühjahrs-Gasshuku 2016 mit Mori-Sensei

"Das Schießen ist ein Schatzhaus, das man während des Schusses nicht verlassen sollte"

Das Frühjahrs-Gasshuku fand in diesem Jahr in der Landessportschule in Frankfurt statt und wurde von Mori-sensei gehalten.

An beiden Seminaren nahmen jeweils über 30 Schützen teil, überwiegend Trainer aus ganz Deutschland (und einer aus Norwegen). Es gab persönliche Korrekturen für jeden einzelnen, bei der die ganze Gruppe zuschauen und so für das eigene Unterrichten lernen konnte. Viele Fragen wurden von Mori sensei geduldig beantwortet und von Manfred Speidel übersetzt.
Ein Theorie-Thema widmete Mori sensei ausführlich der Bedeutung des Hineri und Fuseru in der Heki Schule. Unter anderem hilft Hineri in Zusammenarbeit mit Fuseru dabei, das Zielen zu stabilisieren und beschleunigt den Pfeilflug. Auch in vielen anderen Budokünsten arbeiten die Unterarme mit einer Drehung, zum Beispiel beim Schlag im Karate.
Viele weitere Fragen der Teilnehmer wurden beantwortet, unter anderem mit dem schönen Zitat, das als Überschrift dient.

Manfred Speidel, der vor fast genau 50 Jahren nach Japan ging und mit Kyudo anfing, wurde mit einem Fläschchen Rotwein als langjährigster Kyudoka außerhalb Japans gewürdigt. Danke an Connie, die daran gedacht hat.
Vielen Dank auch an das Kyudojo Frankfurt für die gute Organisation und Betreuung.
Der größte Dank aber gebührt Mori sensei, der trotz Jetlag mit unermüdlicher Geduld und guter Laune sechs anstrengende Tage lang seine Erfahrung im Schießen und Unterrichten an uns weitergegeben hat.
(Text: Christiane Schöniger, Fotos: Connie-Brandl-Hoff, Stefan Brendel)